7.12.2020, 11 Uhr

Akademie der Künste übernimmt Elke-Erb-Archiv

Die diesjährige Büchner-Preisträgerin Elke Erb hat dem Archiv der Akademie der Künste ihren literarischen Vorlass übergeben. Erb ist eine der eigenwilligsten Lyrikerinnen ihrer Generation und zugleich Gesprächspartnerin zahlreicher jüngerer Autorinnen und Autoren. Von ihrem ersten Gedichtband Gutachten (1975) bis zum 2019 erschienenen Gedichtverdacht eröffnen ihre Texte immer neue Perspektiven auf die Welt und die Sprache selbst. Erbs prozessuale Texte haben eine ganz eigene Form und bewegen sich zwischen Lyrik und Kommentar; ihre Gedichte zeichnen sich durch Sprach-Reflexion auf höchstem Niveau aus und bleiben doch zugleich wunderbar konkret.

Das Elke-Erb-Archiv umfasst neben Werkmanuskripten zahlreiche Korrespondenzen, u. a. mit Kurt Drawert, Róža Domašcyna, Sarah Kirsch, Wulf Kirsten, Friederike Mayröcker, Frank-Wolf Matthies, Ales Rasanau, Thea Richter, Lutz Seiler und Ulf Stolterfoht. Biographische Unterlagen und Material zu Lesungen, Preisen, Übersetzungen, Verlagsgutachten und Herausgaben liegen ebenso vor wie Texte Dritter, u. a. von Sascha Anderson, Stefan Döring, Jan Faktor, Uwe Kolbe, Leonhard Lorek, Bert Papenfuß, Rainer Schedlinski sowie inoffizielle Zeitschriften und Samisdat-Publikationen wie etwa Ariadnefabrik, Verwendung, Leitwolf, Kontext, Mikado, Schaden, u.s.w., Caligo u. a.

Elke Erb, 1938 in Scherbach (Eifel) geboren, studierte in Halle/Saale Germanistik, Slawistik, Geschichte und Pädagogik. Nach dem Examen für Lehramt, 1963, arbeitete sie zunächst für den Mitteldeutschen Verlag. Seit 1966 ist sie freiberufliche Schriftstellerin. Ihr Werk umfasst Lyrik und Kurzprosa, daneben veröffentlichte sie zahlreiche Übersetzungen sowie Nachdichtungen und war als Herausgeberin und Lektorin tätig. Elke Erb spielte eine wichtige Rolle in der literarischen Subkultur der DDR und publizierte ihre Texte häufig in inoffiziellen Literaturzeitschriften. 1985 erschien in Köln bei Kiepenheuer & Witsch der von ihr gemeinsam mit Sascha Anderson herausgegebene Band Berührung ist nur eine Randerscheinung. Neue Literatur aus der DDR, dessen Publikation durch den Aufbau-Verlag abgelehnt worden war. Nach 1989 nahm Elke Erb die neuen politischen und sozialen Gegebenheiten ebenso kritisch in den Blick wie vormals die Lebenswirklichkeit der DDR. Seit 2012 ist sie Mitglied der Akademie der Künste. Ein Verzeichnis ihrer zahlreichen Werke und Auszeichnungen ist hier zu finden.