17.1.2022, 11 Uhr

Residenzprogramm „AI Anarchies“: Open Call für Künstler*innen

Kaj Duncan David, Lecture about Myself (2019), Konzert JUNGE AKADEMIE, AdK Berlin.

Die JUNGE AKADEMIE der Akademie der Künste Berlin unterstützt sechs Künstler*innen bei der Entwicklung neuer Arbeiten zum Thema „Künstliche Intelligenz (KI) und Ethik“ unter dem Titel „AI Anarchies“ im Rahmen eines sechsmonatigen Residenzprogramms am ZK/U in Berlin. Die Künstler*innen des Programms sind eingeladen, im Oktober 2022 an einer interdisziplinären und internationalen Herbstakademie mit Künstler*innen, Wissenschaftler*innen und Mitgliedern der Akademie teilzunehmen. Die Projekte der eingeladenen Künstler*innen werden in einer Abschlusspräsentation zwischen Mai und Juli 2023 in der Akademie der Künste ausgestellt. Jedes Stipendium ist mit 20.000 Euro dotiert. Das Programm wird von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert.

 

Diskurs: AI Anarchies

Die ethischen Herausforderungen „intelligenter“ Maschinen wurden von Künstler*innen vorhergesagt und diskutiert, lange bevor Künstliche Intelligenz existierte. Inmitten des heutigen Technologiebooms sind Fragen um „gute“ oder „schlechte“ KI präsenter und komplexer denn je.

Unternehmen und Regierungen weltweit haben inzwischen Regeln und selbst auferlegte Verpflichtungen für vertrauenswürdige, unvoreingenommene und verantwortungsbewusste KI aufgestellt, um Fairness und Transparenz in ihren Systemen zu verankern. Auch wenn es notwendig ist, sich mit den potenziellen Gefahren einer beschleunigten Verbreitung von KI auseinanderzusetzen, gilt jedoch auch, dass die normativen Grundsätze der KI-Ethik den Raum für zivilgesellschaftliches Handeln, Widerstand und Kritik verringern. Experimente „gegen KI“ in Wissenschaft und Kunst bieten die Möglichkeit, jenseits der konventionellen Machtzentren Vorstellungen von Eigentum, Handlungsfähigkeit und Regulierung zu stören.

„AI Anarchies“ ist eine Aufforderung an Künstler*innen aller Sparten, Vorschläge einzureichen, die sich mit KI als Thema und/oder Technologie im weitesten Sinne auseinandersetzen. Zielsetzung ist, durch konzeptionelle und ästhetisch überzeugende Formate zur Debatte über KI und Ethik beizutragen. „AI Anarchies“ lädt zu künstlerischen, spekulativen und/oder technischen Praktiken und Interventionen ein, die den Umgang mit Macht und Ethik im Zusammenhang mit der Entstehung von KI artikulieren und befragen. Das Projekt regt künstlerischen Widerstand durch subjektive und politische Aktionen und kreative Handlungen an. Kleine KI, ungehorsame KI, unvorstellbare KI, Gegen-KI, verzwickte KI, riskante KI, Fantasie-KI, spielerische KI, schelmische KI, emotionale KI, affektive KI oder gar keine KI könnten allesamt Wege zu „AI Anarchies“ sein.

 

Leitfaden zur Ausschreibung

Internationale Nachwuchskünstler*innen aller Disziplinen können sich mit einem Projektkonzept (400 Wörter max.) inklusive Skizzen für einen sechsmonatigen Aufenthalt bewerben. Eine internationale Jury bestehend aus externen Kurator*innen und Akademiemitgliedern wird die Stipendiat*innen auswählen. Jeder Aufenthalt wird mit einem Stipendium in Höhe von 20.000 Euro einschließlich des Projektbudgets für die Entwicklung einer Arbeit für die Ausstellung vergeben. Darüber hinaus wird vom Projektpartner ZK/U - Zentrum für Kunst und Urbanistik ein mietfreier Atelierraum zum Leben und Arbeiten in Berlin mit Zugang zu Gemeinschaftsräumen für einen Zeitraum von sechs Monaten zur Verfügung gestellt. Auf Wunsch können die Stipendiat*innen ihre Arbeiten im Rahmen des alle zwei Monate stattfindenden offenen Atelierformats OPENHAUS im ZK/U vorstellen. Reise- und Versicherungskosten sind vom Stipendium gedeckt. Das Team der JUNGEN AKADEMIE der Akademie der Künste Berlin organisiert und kuratiert das Programm „AI Anarchies“ und bietet Unterstützung bei der Visabeantragung und Koordination des Aufenthaltes.

 

Veröffentlichung der Ausschreibung: 17. Januar 2022 

Ende der Ausschreibung: 17. März 2022

Bewerbung: Künstler*innen können sich ab sofort unter diesem Link bewerben.

 

Aufenthalt:

Es sind zwei Aufenthaltszeiten möglich, jedoch können Stipendiat*innen bereits mit der Arbeit an ihren Werken beginnen, sobald sie bekannt gegeben werden. Das Projektbudget kann so bereits vor ihrem Aufenthalt in Berlin genutzt werden:

Residenzaufenthalt 1: Juli bis Dezember 2022 (drei Stipendiat*innen)

Residenzaufenthalt 2: Januar bis Juni 2023 (drei Stipendiat*innen)

 

Kuratorium:

Der Open Call wurde im Gespräch mit einem Kuratorium entwickelt, dem folgende Personen angehören:

Maya Indira Ganesh, Leverhulme Centre for the Future of Intelligence, Co-Leiterin des Kurses „KI, Ethik, und Gesellschaft.“

Nora Khan, Kuratorin und Kritikerin im Bereich der digitalen visuellen Kultur und Philosophie der neuen Technologien

Nora O Murchú, Künstlerische Leiterin des Festivals transmediale, Berlin

Nishant Shah, Direktor für Forschung und Öffentlichkeitsarbeit und Professor für Ästhetik und Kultur der Technologien an der ArtEZ University of the Arts, Niederlande.

Jennifer Walshe, Komponistin und Musikerin, Mitglied der Sektion Musik der Akademie der Künste, Berlin

Siegfried Zielinski, Professor für Medientheorie, Archäologie und Variantologie der Medien an der Universität der Künste Berlin, Mitglied der Sektion Bildende Kunst der Akademie der Künste, Berlin.

 

Jury:

Rosa Barba, Künstlerin und Mitglied der Sektion Bildende Kunst der Akademie der Künste, Berlin

Oulimata Gueye, Kuratorin und Kunstkritikerin

Philip Horst, Künstler, Mitbegründer und Co-Direktor des ZK/U Berlin

Prof. Jason Edward Lewis, University Research Chair in Computational Media and the Indigenous Future Imaginary and Co-Director of the Indigenous Futures Research Centre, Concordia University, Montreal.

Jennifer Walshe, Komponistin und Musikerin, Mitglied der Sektion Musik der Akademie der Künste, Berlin

Li Zhenhua, Künstler und Kurator

 

Die Auswahl und Bekanntgabe der Künstler*innen erfolgt bis zum 1. Mai 2022.

 

Über die JUNGE AKADEMIE

Die JUNGE AKADEMIE fördert in einem interdisziplinären Artist-in-Residence-Programm internationale Künstler*innen aller Kunst-Sektionen der Akademie der Künste mit Aufenthalts- und Arbeitsstipendien. Die dreimonatigen Atelieraufenthalte bieten den Stipendiat*innen Zeit, Raum und Ressourcen, um den Fokus in neuer Umgebung auf ihre Kunst zu richten. Das Programm schafft einen offenen Raum der künstlerischen Forschung, der Kunst- und Wissensproduktion, der von den verschiedenen Jahrgängen aktiv und im Zusammenspiel mit Mentor*innen und Mitgliedern der Akademie gestaltet wird. Es gehört dabei zum Selbstverständnis der Akademie, diesen Frei- und Schutzraum des künstlerischen Ausdrucks und des Austauschs, des Experiments und der Begegnung über politische und kulturelle Grenzen hinweg zu bewahren.

Seit 2019 setzt sich die JUNGE AKADEMIE im Rahmen des Programms Mensch-Maschine mit dem Thema Künstliche Intelligenz und Kunst auseinander. Gefördert werden internationale Künstlerinnen und Künstler aller Disziplinen, die mit intelligenten Maschinen neue Ideen für Muster, Narrationen und Zugänge zur Welt entwickeln. Mit seinem Fokus auf Ethik formuliert das Projekt „AI Anarchies“ ein spezifisches Ziel des Mensch-Maschine-Programms. Künstler*innen, die sich für andere Bereiche der Mensch-Maschine-Beziehung interessieren, können sich für die reguläre Ausschreibung des Mensch-Maschine-Programms bewerben, die Mitte März 2022 n Zusammenarbeit mit dem VISIT-Programm der E.ON Stiftung veröffentlicht wird.

Leiterin der JUNGEN AKADEMIE: Clara Herrmann

 

Über das ZK/U - Zentrum für Kunst und Urbanistik

Das ZK/U - Zentrum für Kunst und Urbanistik in Berlin ist ein Ort der Kunstproduktion, eine Residenz für Künstler*innen und Wissenschaftler*innen sowie eine experimentelle Programmplattform, die lokale Praxis mit globalen Diskursen verknüpft. Das ZK/U Berlin untersucht bestehende Wissensformen und Praktiken im urbanen Raum als Sprungbrett für die Selbstbestimmung des*r Einzelnen und der Gemeinschaft. Darüber hinaus betreibt es ein multidisziplinäres Residenzprogramm, das einen Lebens- und Arbeitsraum für Akteure aller Sparten (Künstler*innen, Wissenschaftler*innen, Kurator*innen, Aktivist*innen, Expert*innen aus verschiedenen Bereichen) bietet, die sich mit den Dynamiken und Erfahrungen der Stadt auseinandersetzen. Die gemeinsamen Themen und Interessen, die die Arbeit der Resident*innen am ZK/U verbinden, ermöglichen gegenseitiges Lernen, spontane Zusammenarbeit und einen Austausch, der durch die Vielfalt der Disziplinen und Profile bereichert wird.