„Dear Bertie!“ Briefe an Bertolt Brecht im Exil, 1933 – 1949

Lesung

Über 1.500 Briefe, die Brecht während seiner Zeit im Exil erhielt, werden erstmals in einer Edition zugänglich gemacht. In den drei im De Gruyter Verlag erschienenen Bänden wird ein Einblick in Brechts Beziehungen gegeben. Die Autoren sind Mitglieder der Familie (Marianne Zoff, Stefan Brecht), Freunde (Erwin Piscator, George Grosz, Hanns Eisler, Bernard von Brentano, Sergej Tretjakow), Freundinnen (Magarete Steffin, Elisabeth Hauptmann, Ruth Berlau) und Verleger (Wieland Herzfelde, Peter Suhrkamp). Auch Alltagsschreiben, wie das der Agrippina-Versicherung, fehlen nicht. Die Briefe sind Dokumente eines beschädigten Lebens im Exil und zugleich einer Epoche, die die revolutionären Hoffnungen des 20. Jahrhunderts in Deutschland und in ganz Europa unter sich begrub. Es lesen Corinna Harfouch und Hermann Beyer.

Sonntag, 7.12.2014

11.30 Uhr

Hanseatenweg

Clubraum

Lesung mit Corinna Harfouch und Hermann Beyer. Veranstaltung mit dem Walter de Gruyter Verlag.

€ 5/3

Kartenreservierung

Tel.: (030) 200 57-1000 E-Mail: ticket@adk.de
Dokumentation

In einer ausverkauften Lesung von Corinna Harfoch und Hermann Beyer stellte das Archiv am 7. Dezember 2014 die im Verlag Walter de Gruyter erschienene dreibändige Ausgabe  „Dear Bertie!“ Briefe an Bertolt Brecht im Exil (1933 – 1949) vor. In seiner Begrüßung sagte der Archivdirektor Wolfgang Trautwein:

Die drei Bände der Exilbriefe an Bertolt Brecht werden in die Annalen der Exil-Geschichtsschreibung eingehen. Auf den Adressaten Brecht konzentriert, entwerfen sie ein vielgesichtiges Bild der unterschiedlichen Erfahrungen und persönlichen Haltungen imExil. Auch deren historische Veränderungen im Laufe der 17 Jahre bis Brechts Rückkehr nach Deutschland 1949 werden kenntlich. Wie Sie wissen, sind Brecht und das Exil Schwerpunkte im Archiv der Akademie. Mit 1,1 Millionen Dokumenten ist das Brecht-Archiv nach dem von Walter Kempowski unser umfangreichster Personenbestand und mit jährlich über 200 Besuchern der meistfrequentierte. Die gut 1600 Briefe der Ausgabe machen immerhin fast ein Zehntel unseres unmittelbaren Briefbestands von und an Brecht aus. Wobei die Herausgeber über die im Archiv bereits vorhandenen umfangreichen Bestände hinaus viele weitere recherchierten und publizierten, so dass sich Archiv und Edition wechselseitig bereichert haben. Den Herausgebern Hermann Haarmann und Christoph Hesse so wie dem de Gruyter-Verlag sei hierfür – im Wortsinne - Lob und Dank!

Mehr als ein gutes Viertel der insgesamt 1200 Einzelbestände haben Im Archiv der Akademie mit dem Sammelschwerpunkt „Exil während des Nationalsozialismus“ zu tun. Die meisten wichtigen Briefschreiber in der Edition sind auch mit ihren persönlichen Archiven bei uns vertreten, von Hanns Eisler und Paul Dessau bis zu Heartfield, Herzfelde und George Grosz, von Heinrich Mann bis Walter Benjamin, von Erwin Piscator und Slatan Dudow bis Fritz Kortner oder Herbert Jhering. Die Akademie der Künste  mit den umfangreichsten und bedeutendsten Beständen zum künstlerischen Exil während des Nationalsozialismus überhaupt  ist selbst aber keine wissenschaftliche, sondern eine Künstlerinstitution. Auf der Seite der Forschung benötigt sie Kooperationspartner. Ein herausragender Partner war Prof. Haarmann mit seinem Lehrstuhl für die Publizistik des Exils. Nichts belegt das besser als die über 10 Jahre währende Arbeit an der Edition, die ohne diesen institutionellen Hintergrund wohl kaum zu ihrem guten Ende gekommen wäre. Umso unverständlicher der Wegfall des Exilschwerpunkts bei der Neubesetzung seiner Stelle an der Freien Universität, womit die Exilforschung in Berlin aus der Universität gewissermaßen ausgebürgert wurde. Das Künstler-Exil aber ist weder abschließend erforscht, noch ist es, wie zuletzt vor allem Meldungen aus dem arabischen Raum deutlich machen, als Künstlerschicksal aus der Welt verschwunden

Wolfgang Trautwein, Direktor des Archivs der AdK, 7. Dezember 2014

Fotos: Christoph Rosenthal, Hans-Jörg Schirmbeck (7,8)