„Liebe ist die höchste Gewalt“ Ein Abend für Etel Adnan von Corinna Harfouch und Frank Raddatz

Lesung und Diskussion
„Liebe ist die höchste Gewalt, verborgen in der Nacht unserer Atome. Wenn ein Bach dem Fluss entgegen fließt, ist es Liebe und ist Gewalt.“ (Etel Adnan)

„Selten hat mich eine Schriftstellerin so tief berührt. Ihre Texte öffnen innere Räume, von denen man gar nicht wusste, dass sie existieren“, sagt die Schauspielerin Corinna Harfouch über Etel Adnan. Die 1925 in Beirut geborene und in Kalifornien und Paris lebende Autorin und Malerin verfasste den in viele Sprachen übersetzten Antikriegsroman „Sitt Marie Rose“ (1978), den Gedichtzyklus „Arabische Apokalypse“ (1989), Erzählungen, Reise- und Kunstbücher. Stets ist in ihrem Schreiben die vom Kolonialismus entstellte Geschichte als Katastrophe anwesend. Aber gleichzeitig gehen die Szenarien der Zerstörung bei ihr in einen poetischen Kosmos über, in Imagination und Schönheit.
Gemeinsam mit Frank Raddatz hat Akademie-Mitglied Corinna Harfouch ein Programm zusammengestellt, das in Lesungen und mit Musik, in Gesprächen und mit Filmen die Vielseitigkeit des literarischen Werkes von Etel Adnan vorstellt.

Mit freundlicher Unterstützung des Verlags Theater der Zeit und des Suhrkamp Verlags

ABER WIR EXISTIEREN DOCH
„In letzter Zeit denke ich oft: ,Aber wir existieren doch! Wir sind hier!’ Das Leben ist eine Offenbarung, ganz gleich, unter welchen Umständen. Alle reden von Krise, und Pessimismus herrscht überall. Langsam gehen wir unter in einem Strudel aus Angst, einem Ozean aus Unrat und Dreck. Die Menschen sind bankrott, die Staaten auch – und erst kürzlich meldete die NASA, dass in vier Milliarden Jahren die Galaxie Andromeda mit der Milchstraße kollidiert und beide verschmelzen werden. Das wird ein gewaltiges Beben geben! Aber wir leben! Auf unserem Planeten gibt es heute rund sieben Milliarden Menschen. Was ich damit meine? Dass alles, was geschieht, zahlreiche Ursachen hat: physische, physikalische, geistige, immaterielle Kräfte sind am Werk. Unsere Existenz ist das stets veränderliche Ergebnis all dessen, was ist und was sein wird. Und das bedeutet auch, dass wirklich alles zählt, angefangen bei den kleinsten Dingen, die man rasch übersieht, bis hin zu den absolut offenkundigen Tatsachen, an denen keiner vorbeikommt. Alles hat seine Bewandtnis. Nichts ist bedeutungslos. Ich möchte sogar behaupten, dass das Gute genauso wie das Böse lebensnotwendig ist, zum Leben gehört. Dass wir existieren, dass Sie und ich in diesem Augenblick hier vorhanden sind, bedeutet nur, dass sich die widerstreitenden Kräfte des Guten und Bösen in einer Art Gleichgewicht befinden, und dass das Leben also weitergeht. Ich bin ein zutiefst pessimistischer Mensch, denn ich stamme aus dem syrisch-libanesischen Raum, in dem seit nunmehr einem Jahrhundert fast ununterbrochen Krieg herrscht. Doch trotz der furchtbaren menschlichen Tragödien, die ich erlebt habe, trotz der immensen Probleme, vor denen die Menschheit und der Planet Erde stehen, bin ich zuversichtlich, dass sich mit jedem Neugeborenen auch die Welt erneuert. Ich habe Menschen Höllenqualen leiden sehen, um das Leben nur einen Tag zu verlängern… und die Sonne scheint verschwenderisch für alle, die sich von ihr wärmen lassen. Und darum lasst uns Feuer fangen fürs Hier und Jetzt und uns in die Zukunft verlieben! Seien wir ehrlich: Wir können uns freuen. Wir müssen das Glück nur wollen. Ein Stück Brot und ein Glas Wasser könnten… nein: sind ein wahres Festmahl! Lasst uns einen Moment lang einfach glücklich sein.“
Etel Adnan, 2012

Donnerstag, 8.11.2012

19 Uhr

Hanseatenweg

Studio

Mit Etel Adnan, Peter Bartz, Christian Grashof, Johannes Gwisdek, Corinna Harfouch, Jutta Hoffmann, Alexander Khuon, Kathleen Morgeneyer, Hans-Ulrich Müller-Schwefe, Frank Raddatz, Klaudia Ruschkowski, Suheer Saleh, Christian Schmidt, Ulrike Stoltz, Chang-Yun Yoo.

und € 5/3
Dokumentation

Ein Abend für Etel Adnan am 8. November 2012 in der Akademie der Künste

1    Ensemble
2    (v.l.n.r.) Suheer Saleh, Corinna Harfouch, Christian Grashof, Jutta Hoffmann
3    Christian Schmidt   
4    Corinna Harfouch und Jutta Hoffmann
5    Etel Adnan applaudiert dem Ensemble
6    Corinna Harfouch
7    Kathleen Morgeneyer und Alexander Khuon 
8    musikalisch begleitet von Hannes Gwisdek mit Peter Bartz und Chang-Yun Yoo
9    Etel Adnan empfängt den Applaus des Publikums
10    Etel Adnan beim Signieren ihrer Bücher während der Pause im Studiofoyer

Fotos Marcus Lieberenz

Aufzeichnung der Veranstaltung vom 8. November 2012 in der Akademie der Künste am Hanseatenweg

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