Der Komponist John Cage: John Cage und das Schlagzeug I

Konzert

In der vierwöchigen Konzertreihe „Von der Disziplin der Anarchie – Der Komponist John Cage“ stellt die Akademie der Künste 30 kammermusikalische Werke von John Cage vor. Der Komponist und Philosoph, Schlüsselfigur der Avantgarde im 20. Jahrhundert, wäre am 5. September dieses Jahres 100 Jahre alt geworden. Am letzten Wochenende der Reihe stehen Kompositionen von Cage für Schlagzeug mit dem Solisten Adam Weisman (Freitag und Sonntag) sowie für Stimme (Julia Henning) und Klavier (Isabel Gabbe) auf dem Programm (Sonnabend).

Das Schlagzeug, als solistisches Instrumentarium eine der großen Entdeckungen der klassischen Musik des 20. Jahrhunderts, spielt in vielen von Cages Ensemblestücken eine zentrale Rolle. Neben Edgard Varèse und Lou Harrison hat Cage für Schlagzeug wichtige Werke, wie "Imaginary Landscapes" und "Construction in Metal", komponiert. Doch erst 1956 schrieb er ein Solowerk für dieses weitgefächerte Instrumentarium: "27'10.554''" für einen Schlagzeuger. Solowerke für Schlagzeug hatte es bis zu diesem Zeitpunkt nicht gegeben, und Cage schuf ein visuell wie akustisch gleichermaßen komplexes Gebilde, reich an Klangfarben, Spieltechniken und rhythmischen Konstruktionen. Oft hat der Ausführende selbst Entscheidungen zum Verlauf des Werkes zu treffen – d.h., er muss aus dem notierten Material auswählen, da der Komponist bestimmten Zufallsoperationen viel Raum gelassen hat, ohne auf den praktischen Ablauf Rücksicht zu nehmen –, so dass sich dessen Realisierung als spannende und lohnende Aufgabe für den Solisten erweist.

Der Solist in "27'10.554''" für einen Schlagzeuger ist der amerikanische Schlagzeuger Adam Weisman, der es sich zur Aufgabe macht, neben seiner Mitwirkung in verschiedenen Ensembles für Neue Musik komplizierte solistische Kompositionen zu realisieren. Im gleichen Konzert wird er das erste große in Europa entstandene Solowerk für Schlagzeug aufführen: Karlheinz Stockhausens Komposition aus dem Jahr 1959, die er "Zyklus für einen Schlagzeuger" genannt hat und gewissermaßen als Antwort auf Cage schrieb. Obwohl – im Gegensatz zum Amerikaner Cage – Stockhausen keine Zufallsoperationen verwendet, muss der Solist eine der möglichen Fassungen für eine Aufführung bestimmen und sich »zurechtlegen«. Im europäischen Sprachgebrauch der Zeit wurden solche Werke als »aleatorische« Kompositionen – nach der in den sechziger Jahren verbreiteten kombinatorischen Kompositionstechnik der Aleatorik, von alea, der Würfel – bezeichnet.

>> Programm
John Cage und das Schlagzeug I
John Cage "cC|omposed Improvisations No. 2", 1990
for Snare Drum alone
Karlheinz Stockhausen "Zyklus", 1959, für einen Schlagzeuger
John Cage "27'10.554''", 1956, für einen Schlagzeuger

Adam Weisman, Schlagzeug

>> mehr zu "A Year from Monday. 365 Tage Cage" unter www.adk.de/cage

Freitag, 24.2.2012

19 Uhr

Hanseatenweg

Hallen

John Cage „Composed Improvisations Nr. 2” (1990), “27'10.554''”(1956). Karlheinz Stockhausen „Zyklus“ (1959). Adam Weisman, Schlagzeug.
€ 6/3
>> Im Rahmen von A Year from Monday. 365 Tage Cage