6.3.2023

Zum 100. Geburtstag von Walter Jens am 8. März 2023
Archiv von Inge und Walter Jens vollständig erschlossen

Am 8. März 2023 jährt sich der Geburtstag von Walter Jens zum 100. Mal. Der Schriftsteller, Klassische Philologe und Übersetzer, Literatur- und Gesellschaftskritiker, Essayist, Redner und Rhetorikprofessor wurde schon zu seinen Lebzeiten mit Titeln wie ‚Homme de Lettres‘, ‚Poeta doctus‘ oder ‚Meister der Rhetorik‘ geehrt.

Mit der Akademie der Künste verbindet ihn seine Präsidentschaft von 1989 bis 1997. Große Verdienste gebühren Walter Jens bei der Bewältigung der schwierigen, von kontrovers geführten Diskussionen begleiteten Zusammenführung der Ost- und West-Akademie der Künste nach der Wiedervereinigung Deutschlands. Trotz starker Widerstände arbeitete er auf einen gleichberechtigten Zusammenschluss beider Akademien hin und trug damit entscheidend dazu bei, die Zukunft der Akademie der Künste mit ihrem großen interdisziplinären Kunstarchiv zu sichern.

Seinen schriftlichen Vorlass hatte Walter Jens 1994 dem Literaturarchiv der Akademie der Künste anvertraut. Zwanzig Jahre später folgte das persönliche Archiv seiner Ehefrau, der Philologin und Editorin Inge Jens (1927-2021). Das Inge-und-Walter-Jens-Archiv wurde inzwischen vollständig erschlossen und steht der Öffentlichkeit für Forschungszwecke zur Verfügung. Auf ca. 20 laufenden Metern sind Manuskripte aller Schaffensperioden überliefert: literarische und wissenschaftliche Werke, essayistische und publizistische Arbeiten sowie Redemanuskripte, Übersetzungen und Herausgaben. Hinzu kommen Korrespondenzen, biografische Dokumente, Fotos und audiovisuelle Materialien sowie die Nachlassbibliothek. Im Historischen Archiv der Akademie informieren Akten über Walter Jens’ Mitgliedschaft in der West-Berliner Akademie der Künste ab 1961 und als Korrespondierendes Mitglied der Akademie der Künste der DDR ab 1986, über seine Mitarbeit in den verschiedenen Gremien der Akademie und sein Wirken als Präsident und Ehrenpräsident.

Walter Jens wurde am 8. März 1923 in Hamburg geboren. Wegen seiner Asthma-Erkrankung wehrunfähig, studierte er von 1941 bis 1944 in Hamburg und Freiburg i. Br. Klassische Philologie und Germanistik. Seit 1947 bis zu seiner Emeritierung war er u. a. als Professor für Klassische Philologie und Allgemeine Rhetorik an der Universität in Tübingen tätig. 1950 erschien sein erster Roman. Mit seinen frühen belletristischen Werken gehörte Jens zu den bedeutenden jungen Vertretern einer kritischen westdeutschen Nachkriegsliteratur. Später verschob sich der Akzent seines Wirkens hin zur literaturkritischen Essayistik – er wurde einer der bekanntesten und einflussreichsten Literaturkritiker.
Als engagierter Demokrat nahm Walter Jens als Redner Stellung in den öffentlichen Debatten, vor allem zu politischen Themen und wirkte so auf das kulturelle und politische Geschehen ein. Er war einer der wichtigsten Intellektuellen der Bundesrepublik. Am 9. Juni 2013 verstarb er nach langer Krankheit in Tübingen.

Für Rückfragen
Bettina Köhler, Literaturarchiv, koehler@adk.de 
Dr. Ulrike Möhlenbeck, Historisches Archiv, moehlenbeck@adk.de 

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Nachlassverzeichnis