Infrastruktur und planerische Ordnung des Raums

Geplant und gebaut wurden in der NS-Diktatur in großem Umfang Bauten für Industrie und Krieg, was eine Modernisierung von Wirtschaft und räumlicher Planung zur Folge hatte. Zu unterscheiden sind drei Perioden: 1933–1937 Beginn des Autobahnbaus und Errichtung von Kasernen, 1937–1941 Bau neuer Städte und Rüstungskomplexe sowie militärischer Befestigungsanlagen, 1941–1945 rassistische Neuordnung des „Ostraumes“. All diese Aktivitäten hatten in der Regel sektorale Raumpläne zur Voraussetzung und führten insgesamt zu einer Neugliederung des ständig expandierenden deutschen Territoriums.

Für den Bau von Autobahnen war seit 1933 der „Generalinspektor für das deutsche Straßenwesen“ Fritz Todt zuständig, der an Vorüberlegungen aus den 1920er-Jahren anknüpfen konnte. Nach vorheriger Landbeschaffung startete 1934 der Bau von Kasernen und Verwaltungsbauten der Wehrmacht in einer bis dahin ungekannten Größenordnung. Fundament war eine innovative Fertigung auf der Grundlage standardisierter Baupläne und Grundrisse. Auch an der Aufrüstung wirkte Todt entscheidend mit. Seine „Organisation Todt“ (OT) errichtete im Reichsgebiet Rüstungsbetriebe und Festungsanlagen wie den Westwall. Hier wurden neuartige Produktionsweisen erprobt, etwa bei der Fließfertigung in einer (nicht fertiggestellten) U-Boot-Werft in Bremen. Während des Krieges expandierte die Organisation in die besetzten Länder und ließ unter anderem den Atlantikwall, die Reichsstraße 50 in Norwegen und die Durchgangsstraße IV durch die Ukraine bauen.

Die Neugründung von zwei größeren Städten, der „Stadt des KdF-Wagens“ Wolfsburg und „Stadt der Hermann-Göring-Werke“ Watenstedt-Salzgitter, diente ebenfalls der Kriegswirtschaft. Für beide Städte gab es Pläne, die weitgehend Papier blieben: Nach dem Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 wurden für die Rüstungswirtschaft in immer größerem Umfang ausländische Männer und Frauen zur Zwangsarbeit verpflichtet, weshalb in den beiden Neustädten zuallererst eine regelrechte Lagerlandschaft entstand.

Im „Generalplan Ost“ fand die 1935 für das gesamte Reichsgebiet institutionalisierte Raumplanung dann ihr wichtigstes Instrument für die Kolonisierung dieser Gebiete. Er umfasste nicht nur die Neuordnung von „Siedlung und Wirtschaft“ im Osten, sondern war die Voraussetzung für die Zwangsarbeit sowie die Beraubung, Versklavung, Umsiedlung und Vernichtung der zumeist slawischen Bevölkerung.

Bearbeitet von Elke Pahl-Weber mit Harald Bodenschatz unter Verwendung der Forschungsergebnisse von Christine Beese, Christoph Bernhardt, Christiane Post und Andreas Putz; Christopher Kopper; Angelika Königseder; Alexa Stiller und Karl Kegler; Mario Wenzel