Pressestimmen

 

„Benjamin und Brecht. Denken in Extremen“, heißt die kluge Stereo-Ausstellung in der Berliner Akademie der Künste, die Feuilletonisten zurzeit anzieht wie Motten das Licht. Riesenandrang zur Eröffnung, schöne Trouvaillen.
Marc Reichwein, Die Welt, 30. Oktober 2017

Die detailreiche, liebevoll und kreativ gestaltete Ausstellung in der Akademie der Künste zeichnet mit vielen Texttafeln, Schriftstücken und Tondokumenten nach, wie sich die beiden Intellektuellen kennenlernten, einander beeinflussten und inspirierten, wie sie aneinander litten und Freude hatten – und, auch das gehört dazu, wie das Umfeld der beiden auf diese Beziehung blickte: mal mit Anteilnahme, mal mit Sorge, nicht immer ohne Anflüge von Eifersucht.
Felix Müller, Berliner Morgenpost, 26. Oktober 2017

Der Titel „Denken in Extremen“ ist nicht nur in der Sache richtig. Er verrät das Programm, nach dem die Räume am Tiergarten Fotos, Bücher, Dokumente, Ton- und Audiozeugnisse versammeln, um das Verhältnis zweier der einflussreichsten Denker des zwanzigsten Jahrhunderts zu erhellen. Nicht Homogenisierung ist angestrebt, sondern ein Blick auf Brüche, Leerstellen und Diskontinuität. Und da die Schau sich an Leser wendet, gibt es erfreulich viel zu lesen.
Paul Ingendaay, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3. November 2017

Die Ausstellung in der Berliner Akademie der Künste tastet sich an eine der spannendsten intellektuellen Doppelbiografien der Weimarer Republik heran, indem sie die Widersprüche zwischen Benjamin und Brecht gerade dort erkennbar macht, wo sie um etwas Gemeinsames ringen. Wo sie der Frage nachgehen, wie das Denken politisch werden könnte.
Paul Jandl, Neue Zürcher Zeitung, 10. November 2017

Denn wie Europa in der Barbarei versinkt, erfahren beide nur durch das Radio, Zeitungsberichte oder Briefe. Was sie diesem Schrecken entgegensetzen, sind Interventionen aus dem „Geist der Kritik“   (Alexander Kluge). Ein humanistisches Projekt in einem Zeitalter der Extreme, das brennend aktuell erscheint: Wie auf eine gesellschaftliche Krise reagieren? Und was kann die Kunst dagegen tun?
Benjamin Trilling, taz, 28./29. Oktober 2017

Aber langsam sollte der Abstand groß genug geworden sein, um genauer zu sehen, wo die beiden sich ähnlich waren. Die Ausstellung stellt sich diese Frage nicht. Sie breitet die Schätze aus, die die Archive bieten. Sie erinnert ans Vergangene, sie nutzt es nicht. Sie funktioniert es nicht um.
Arno Widmann, Berliner Zeitung, 26. Oktober 2017

Doch die Ausstellung bietet außer einigen Artefakten und Filmen zu Themen wie „Wohnen“, „Rundfunk“, „Freud“, „Faschismus“ oder „Emigration“, über die beide Protagonisten beim Schachspiel in Brechts Svendborger Exil diskutiert haben, bloß einen Schwall von Nachrichten aus der marxistischen Gruft. Denn die auf überdimensionalen Schrifttafeln präsentierten Zitate offenbaren rundweg ein Denken in mehr oder weniger schlichten linken Schablonen.
Ingo Langner, Die Tagespost, 27. Oktober 2017

Doch es fehlt der Auseinandersetzung der Zusammenhang. Auf den Grund der historischen Erfahrung der beiden in den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts Geborenen – Stichworte: Ende der bürgerlichen Epoche, Erster Weltkrieg, Revolution und Konterrevolution, Faschismus und Nationalsozialismus, Flucht und Exil – gelangt die Ausstellung nicht. Mit ihrem umfassenden Vermittlungs- und Begleitprogramm – szenische Führungen, Lesungen, Vorträge, Theater und Konzert, dazu eine Publikation bei Suhrkamp und eine Graphic Novel – bereitet sie vor allem der akademischen Benjamin- und Brecht-Forschung eine Öffentlichkeit.
Jakob Hayner, Jungle World, 16. November 2017

Viel zu sehen, zu lesen, zu entdecken. Und zudem von heutigen Künstlern multimediale Illustrationen und Installationen zu Brecht und Benjamin. Von Alexander Kluge, Edmund de Waal oder der satirisch-poetisch zupackenden New Yorker Malerin und Filmemacherin Zoe Beloff.
Peter von Becker, Der Tagesspiegel, 26. Oktober 2017

Auch Philologen werden in dieser Ausstellung manches Neue entdecken. Aber sie setzt die Kenntnis der Werke nicht voraus, sie führt in sie ein. Das „Denken in Extremen“, das sie im Titel trägt, führt an Abgründen vorbei.
Lothar Müller, Süddeutsche Zeitung, 1. November 2017

Die Ausstellung lässt dem Besucher tatsächliche Raum und Luft. Hier darf gedacht werden. Daher fühlt man sich nach dem Besuch nicht ermattet oder gar erschlagen, sondern regelrecht erfrischt.
Thomas Fitzel, Deutschlandfunk, Fazit, 25. Oktober 2017