Die Mail Art-Sammlung Guillermo Deisler

Die Mail Art-Sammlung Guillermo Deisler ist seit 1995 im Besitz der Akademie der Künste, wo sie mit mehr als 5.000 Einzelstücken den Kern dieses bedeutenden Sammelgebiets der Kunstsammlung bildet. Sie umfasst Zusendungen von insgesamt 1.249 Mail Artisten und Kulturinstituten/Galerien aus 55 Ländern.
Der 1940 geborene Chilene Guillermo Deisler konnte nach dem Staatsstreich Augusto Pinochets 1973 als politisch Verfolgter nach Europa ins Exil entkommen. Seine Mail Art-Korrespondenz sammelte er zuerst in Plovdiv/Bulgarien (1975–1885) und ab 1986 in Halle an der Saale, wo er 1995 starb. Diese Lebensspanne im Exil deckt sich mit der Hochphase der Mail Art-Bewegung. Es war eine Zeit, in der über politische und soziale Konflikte noch nicht global im Internet informiert und gegen Unterdrückung und Verfolgung protestiert werden konnte. Die sozialpolitischen Themen der 1970er bis frühen 1990er Jahre – Unterdrückung und Zensur in den Militärdiktaturen Lateinamerikas oder in den Staaten Osteuropas, der Kalte Krieg, die Aufrüstung und umweltpolitische Missstände – sind in der Mail Art-Sammlung Deislers sehr präsent. Doch auch ästhetische Fragestellungen nehmen einen breiten Raum ein. Der Bühnenbildner, Mail Artist und Poet initiierte 1987 beispielsweise das Projekt „UNI/vers(;)“, das Zusendungen visueller Poesie in Assemblings vereinte.

Guillermo Deisler
El tercer mundo – Die dritte Welt, 1976
Entwurf für die Postkarte der Edition Staeck
Fotomontage auf Papier, 15,1 x 10,0 cm
Sammlung Staeck
© Guillermo Deisler