Memories in Music II Installationen

Klanginstallationen

Im nischenreichen Außen- und Innenraum der Akademie der Künste am Hanseatenweg sind fünf audiovisuelle Installationen und eine Live-Performance inszeniert.

Life is Impossible without Forgetting

Der Elektroniker und E-Bassist Tony Elieh sieht im Vergessen eine Chance, der immer wieder der Zerstörung ausgesetzten libanesischen Stadt Beirut zu entkommen. In seiner für eine Betontreppe des Akademiegebäudes konzipierten Klanginstallation geht er von einem Jingle aus, der im Bürgerkrieg (1975-1990) die Nachrichtensendung im christlichen Ostteil Beiruts ankündigte, rekonstruiert als Summe akustischer Erinnerungen in seinem Freundeskreis.

Tony Elieh: Life is Impossible without Forgetting (2021) 6-Kanal Klanginstallation

Entstanden im Rahmen des Stipendiums „Weltoffenes Berlin“ an der Akademie der Künste, Berlin, gefördert durch den Berliner Senat

TRENZA

In seiner Installation TRENZA geht der bolivianische Komponist Carlos Gutierréz dem Zustand der „Klanghalluzination“ nach. Dabei bezieht er sich auf das Phänomen, wenn eine gehörte Musik schon längst verklungen ist und trotzdem scheinbar noch für Stunden im Ohr nachhallt. Zur Erkundung jenes psychoakustischen Effekts bearbeitet Gutierréz die vielfältigen Klänge der indigenen Anata Flöten, gespielt vom bolivianischen Kammerensemble des Orquesta Experimental de Instrumentos Nativos (ECOEIN), und verknüpft diese in einem Raum aus acht Lautsprechern miteinander. Die Installation verarbeitet einen Teil der von Memories in Music beauftragten Komposition Naturvölker von Carlos Gutiérrez: Klanginkarnation.

Die bereits im Mai 2021 produzierten und online präsentierten Teile von Naturvölker können als Videos hier noch immer angehört werden:

Performance Naturvölker mit Ute Wassermann, Stimme, Vogelflöten; Sabine Vogel, Flöten; Jorge Villaseca, indigene Instrumente; Sharon Mercado, Tanz, Miguel Hilari, Film

Film von Gilmar Gonzales, Mauricio Quiroga, Carlos Gutiérrez

Carlos Gutiérrez: TRENZA (2021) 8-Kanal Klanginstallation

Kammerensemble des Orquesta Experimental de Instrumentos Nativos (ECOEIN; Carlos Gutiérrez, Andrea Alvarez, Tatiana López, Romina Quisbert)

Marcelo Guzmán, Gilmar Gonzales, Aufnahmen

Jorge Villaseca, räumliche Klanganpassung in der Akademie der Künste

In Kooperation mit dem Berliner Künstlerprogramm des DAAD und dem Goethe-Institut La Paz

Doppelbelichtung

Wie bei einer fotografischen Doppelbelichtung verschmelzen zwei Realitäten zu einer: Carola Bauckholt ahmt in ihrer Konzertinstallation tief in der Erinnerung verankerte Naturlaute instrumental nach. Spezifische Vogelrufe werden auf in einem großen Baum hängende Violinen übertragen, zu denen die Violinistin Karin Hellqvist live zu bestimmten Zeiten in einen ununterscheidbaren Dialog tritt.

Live-Performances mit Karin Hellqvist:

Sa., 7.8.: 17.30 Uhr, 18 Uhr, 18.30 Uhr, 19 Uhr, 19.30 Uhr

So., 8.8.: 12.30 Uhr, 13 Uhr, 13.30 Uhr, 14 Uhr, 14.30 Uhr

Carola Bauckholt: Doppelbelichtung (2016) für Violine und Zuspiel

Karin Hellqvist, Violine

Mit freundlicher Unterstützung vom Elektroakustischen Studio der Akademie der Künste

Sinfonia dos Ares

Das Festival macht bekannt mit Guilherme Vaz, dem zentralen Vertreter der ersten Generation brasilianischer Klangkunst zwischen europäischer und indigener Ästhetik. Sinfonia dos Ares ist  eine der „long durational” Studio-Kompositionen von Guilherme Vaz,  die durch den intensiven, über 20-jährigen Kontakt mit indigenen Klangvorstellungen im Westen Brasiliens geprägt sind, in der Akademie präsentiert als Installation mit mechanisch bewegten indigenen Maracas.

Guilherme Vaz (1948–2018): Sinfonia dos Ares (2002) für Trompete, Fagott, 2 Kontrabässe, 6 Maracas

realisiert als Stereo-Installation mit mechanisch betriebenen indigenen Maracas

Livio Tragtenberg: Konzept, musikalische Leitung

Erick Ariga, Fagott; Emerson Boy, Trompete; Cleber Castro, Kontrabass; Walter Muller, Kontrabass

Marco Scarassatti, Konzept mechanische Maracas

Sebastian Schlemminger: Entwicklung und Bau der mechanischen Maracas

Die Maracas wurden gefertigt und zur Verfügung gestellt von der indigenen Gesellschaft der Pataxó.

Mit freundlicher Unterstützung des Goethe-Institut Sao Paulo

Baile de la Conquista

Mit dem Baile de la Conquista greift Komponist Walter Zimmermann in seinem gleichnamigen Trio von 1996 den im Bergland Guatemalas populären Masken- und Kostümtanz auf, der zur Vergegenwärtigung und psychologischen Aufarbeitung der spanischen Eroberung des Landes dient. Der „Tanz des Eroberers“ wird von den Eingeborenen getanzt, die sich damit über die Kolonisatoren lustig machen. Auch der Komponist dieses Stücks ist in gewisser Weise einer davon, macht er sich doch zum Nutznießer vor allem durch den Gebrauch von zahlreichem dort vorgefundenen Schlagzeug: Vaina de Algarroba, Teponatzli, Boule de Agua, Raspador, Matachin Rassel etc.

Walter Zimmermann: Baile de la Conquista (1996)

Live-Mitschnitt: Ultraschall – Das Festival für neue Musik. 30. Januar 2009

Dietmar Wiesner, Flöte, Altflöte, Piccoloflöte, Pod RattlesCathy Milliken, Oboe, Englischhorn, Okarina, Pod Rattles
Robyn Schulkowsky, Matachin Fußrassel, Rainstick, 2 kl. Becken, Waldteufel, Marimbula, Boule de Aua, Raspador, Teponatzli [Holztrommel], Gläser, Pod Rattles

Mit freundlicher Unterstützung durch Deutschlandfunk Kultur

7. — 8.8.2021

Mit Werken von Carola Bauckholt, Tony Elieh, Carlos Gutiérrez, Guilherme Vaz und Walter Zimmermann

Öffnungszeiten:
Sa., 7.8.2021, 16 – 20 Uhr
So., 8.8.2021, 12 – 18 Uhr

Zum Konzerttag am 7.8. sind die Installationen im Tagesticket enthalten

€ 5/3 (Einzelticket)