
Portrait of a House. Valeska-Gert-Gastprofessur Toshiki Okada
In Portrait of a House greift eine kleine Gruppe von Studierenden des Instituts für Tanzwissenschaft der Freien Universität Berlin das Stück The Vacuum Cleaner von Toshiki Okada auf, das 2019 an den Münchner Kammerspielen entstanden ist.
Das Stück handelt – in direktem Anklang an die aktuelle Situation – vom Zusammenleben einer Familie, die sich in den vier Wänden ihres Hauses einigelt: Choho, der 80-jährige Patriarch, mit seinen beiden Kindern Homare und Richigi, beide arbeitslos, in den Fünfzigern und von seiner Rente lebend. Die Familie hat im Laufe der Zeit zu einer Art Harmonie gefunden, und Deme, der Staubsauger, scheint etwas damit zu tun zu haben. Hide, ein ehemaliger Arbeitskollege von Richigi, wird schließlich das Gleichgewicht stören.
Das Haus, das die Figuren ebenso sehr zusammenbringt wie es sie auseinanderreißt, steckt die Grenzen ihrer Lebenswege ab. Und doch bringen sie alle, jeder auf seine Weise, inmitten dieser erdrückenden Familienatmosphäre die Mauern, die sie zurückhalten, ins Wanken. Die Sehnsucht nach mehr, die Erinnerung an glückliche Zeiten, der Traum von einem Ausweg sind Umwege ins Reich der Phantasie zu benutzen scheinen.
Die Studierenden präsentieren hier das Ergebnis einer mit Toshiki Okada begonnenen Recherche über die Funktionsweise der Imagination. Durch eine grundlegende Dekonstruktion des ursprünglichen Stücks, bei der die Szenen überarbeitet und neu arrangiert wurden, ist nach und nach ein neues, offenes Werk entstanden, in dem die Imagination im Mittelpunkt steht.
Die Themen des Stücks schwingen in der Methode mit, die in der Gruppe studiert wurde: der choreografischen Kraft der Imagination. Was passiert, wenn diese geheimnisvolle Fähigkeit Vorrang vor dem Text hat und die Performance über die Grenzen der Worte hinaus trägt? Was können die Früchte der Begegnung, Überschneidung und Spannung zwischen dem konkreten Raum der Bühne und den von den Performer*innen eröffneten imaginären Räumen sein?
Unter den gegebenen Umständen musste das Format der Performance geändert werden, um ein gefilmtes Stück zu werden. Nichtsdestotrotz wird sie eine neue visuelle Erfahrung anbieten, bei der ein beunruhigender Blickwinkel das Eindringen in die seltsame Intimität dieser taumelnden Familie ermöglicht.
(Toshiki Okada, 2021)
In Kooperation mit der Freien Universität Berlin und dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD).
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